" das Unmögliche wird möglich,
das Mögliche leicht und das Leichte angenehm"
Dr. Moshé Feldenkrais (1904 – 1984) ist der wissenschaftliche Vater der nach ihm benannten Methode. In jungen Jahren emigrierte Feldenkrais von Russland nach Palästina und war als Konstrukteur am Aufbau von Tel Aviv beteiligt. Er studierte in Paris und schloss 1933 seine akademischen Studien mit dem Ingenieursdiplom für Mechanik und Elektronik ab. 1937 wurde er von der Pariser Sorbonne mit einem Doktorat auf dem Gebiet der Nuklearphysik ausgezeichnet.
Während seiner Pariser Zeit machte Moshé Feldenkrais die Bekanntschaft von Dr. Kano Jigoro, der die Kampfsportart Judo erfunden hatte. Feldenkrais erhielt als erster außerhalb Asiens den schwarzen Gürtel.
Aufgrund einer Knieverletzung, die er beim Fußballspiel erlitt, war Moshé Feldenkrais das Gehen nicht mehr möglich. Eine Operation versprach keinen positiven Ausgang. So begann er, nach einem Ausweg zu suchen, was ihn zu seinem Lebenswerk führen sollte. Er erforschte seit 1940, aufbauend auf seine vielfältigen Erfahrungen, durch mannigfaltige Versuche im natürlichen Umfeld die Prinzipien der menschlichen Bewegung, den Einfluss der Schwerkraft auf Bewegung und analysierte die Evolution des Menschen. Er erkannte, dass viele Menschen in ihrer Kindheit verhaftet bleiben und die Wechselwirkung physisch-evolutionäre Aspekte menschlicher Bewegung und anderer Kräfte, wie Familienstruktur, Vererbung, Umwelt, Ausbildung, Gesellschaft und kulturelle Faktoren. Die daraus entwickelte Feldenkrais-Methode ermöglichte ihm wieder das physiologische Gehen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1984 arbeitete er mit vielen Assistenten und entwickelte seine Methode ständig weiter.
Heute findet seine Methode weltweit immer größere Bedeutung und wird in klassische Therapien einbezogen.
Moshé Feldenkrais sagt
Es ist eine Binsenwahrheit, dass nur ein Gehirn denken und abstrahieren, träumen und sich erinnern kann und vieles andere mehr. Ein Nervensystem schafft Ordnung in den zufälligen, unablässig wechselnden Reizen, die es berieseln oder durch die Sinne erreichen. Außerdem ist ein lebender Organismus ununterbrochen in Bewegung, und das Nervensystem muss die durch diese Bewegung sich verändernde Welt und seine eigene Beweglichkeit ordnen, um sich in diesem wirbelnden Durcheinander zurechtzufinden. Wenn nichts sich je wiederholte, wie können wir überhaupt lernen?
Es gibt ein Mittel, um diese herkulische Leistung zu vollbringen. Es ist das Mittel, auf das wir am wenigsten gefasst sind, nämlich Bewegung. Bewegung ist dem lebenden Organismus unerlässlich, um in der wechselnden, bewegten Umwelt stationäre Vorkommnisse zu bilden, die sich wiederholen; denn auch wenn wir auf Lebloses stoßen oder auf reglose Vegetation, so sind unsere Sinneseindrücke noch immer in Bewegung, da ein Organismus, solange er nicht tot ist, nie völlig reglos ist.
Wenn wir nicht lernen, uns selbst zu erkennen, und zwar so gut als möglich, beschränken wir unsere Wahl. Ohne Freiheit der Wahl ist das Leben nicht eben süß. Änderung ist sehr schwierig, wenn keine Alternativen abzusehen sind. Dann resignieren wir, beschränken uns, finden uns damit ab, dass wir mit unseren Schwierigkeiten nicht fertigwerden, als hätte der Himmel sie über uns verhängt.
Organisches Lernen ist grundlegend, daher unerlässlich. Es kann auch therapeutisch wirken. Lernen ist gesünder, als Patient zu sein oder sogar als geheilt zu werden. Leben ist kein Ding, sondern ein Prozess. Prozesse aber gehen gut, wenn es viele Wege gibt, sie zu beeinflussen. Um das zu tun, was wir möchten, brauchen wir mehr Wege als nur den einen, den wir kennen – mag er auch an sich ein guter Weg sein.
Aus: Feldenkrais, Moshé, Die Entdeckung des Selbstverständlichen, 1981, Suhrkamp Taschenbuch, S44, 57 u. w. , ISBN 3-518-37940-2.